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26.09.2000Quarks WissenschaftsmagazinThomas HalletWarum gibt es Morgenmuffel?

Warum gibt es Morgenmuffel?

Ob es "geborene" Morgenmuffel gibt oder ob es nur eine Frage der Gewohnheit ist, wenn man die Nacht zum Tage macht, darüber streiten die Schlafforscher.

Die Verfechter der Theorie der Gene sagen, ungefähr jeder Siebte sei ein Morgenmuffel, also 15 Prozent der Bevölkerung. Dass sie morgens nur langsam auf Touren kommen und abends kein Ende finden, liege bei diesen so genannten "Eulen" am Ticken der Inneren Uhr. Das ist ein Taktgeber im Gehirn, der verschiedene Körperfunktionen beeinflusst: zum Beispiel das Hungergefühl und die Körpertemperatur, aber auch den Schlaf- und Wachrhythmus. Bei einigen Menschen soll diese Uhr langsamer ticken. Ihr Tag dauere nicht 24, sondern bis zu 26 Stunden. Deshalb seien sie am Abend länger aktiv und die Schlafphase verschiebe sich nach hinten. So würden sie zu Morgenmuffeln. Wenn sie aufstehen, dann stellt das Tageslicht die Innere Uhr aber wieder auf Null und ein neuer 26-Stunden-Zyklus beginnt.

Diese Theorie vom "geborenen" Morgenmuffel wird aber von anderen Experten angezweifelt. Sie weisen darauf hin, dass die "Bunker"-Versuche, bei denen die Testpersonen vom Tageslicht abgeschnitten waren und so ihr "Biorhythmus" ermittelt wurde, über 20 Jahre alt und methodisch umstritten seien. Es gebe keine Beweise, dass die Innere Uhr deutlich länger als 24 Stunden laufe.

Für "Quarks" hat sich ein bekennender Morgenmuffel testen lassen. Bei ihm wurde der Biorhythmus vor und nach Antritt eines Betriebspraktikums ermittelt. Während er vorher den Vormittag zu "verschlafen" pflegte, musste er nun am Morgen an der Arbeitsstelle sein.

Schlafforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (Dr. Alexander Samel DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin) haben während dieser Umstellungsphase die Körperaktivität und -temperatur laufend gemessen. Es zeigte sich, dass sich die Versuchsperson innerhalb von 14 Tagen gut an den neuen Tagesryhthmus anpassen konnte. Die Temperaturkurve, die den Tagesrhythmus beschreibt, wurde gegenüber dem Ausgangszustand nach vorne verlagert.

Verlauf der Temperaturkurve einer Versuchsperson bei der Umstellung auf einen früheren Tagesablauf. Die Körpertemperatur passt sich dem neuen Rythmus an (gelbe Kurve)

Der Tag-Nacht-Rhythmus ist also trainierbar. Dies spricht allerdings noch nicht gegen die "Gen"-Hypothese. Denn erstens handelt sich um ein Einzelergebnis, und zweitens gibt es viele Beispiele dafür, dass eine genetisch vorgebene Tendenz durch die Lebensumstände modelliert werden kann.

Thomas Hallet

Bereich: Forschung NachtaktivitätSponsor: Nachtaktivbearbeitet von: merlin