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15.05.2002Neue Zürcher Zeitungbwe.Wer mehr als acht Stunden schläft, lebt weniger lang

Wer mehr als acht Stunden schläft, lebt weniger lang

Kontroverse um Schlafstudie

bwe. Wer mehr als acht oder aber weniger als sechs Stunden schläft, lebt weniger lang - dies zumindest ist der Schluss, den eine amerikanische Forschergruppe aus den Angaben von über einer Million Amerikanern gezogen hat. Am besten kommen in dieser Analyse diejenigen Personen weg, die durchschnittlich sieben Stunden schlafen. Erstaunlicherweise scheinen Schlafstörungen - vorausgesetzt, sie werden nicht während Jahren mit Schlafmitteln bekämpft - keine lebensverkürzende Auswirkung zu haben. Auf diese provokanten Folgerungen der neuen Arbeit hat die amerikanische Sleep Foundation umgehend mit einer Stellungnahme reagiert und mit den Resultaten einer eigenen Untersuchung gekontert.

Die amerikanische Schlafstiftung lobt an der Studie zwar, dass eine grosse Studienpopulation untersucht worden sei. Gleichzeitig jedoch bemängelt sie, dass die befragten Personen (alles Bekannte von Freiwilligen der American Cancer Society) die amerikanische Gesamtbevölkerung nur unzureichend widerspiegelten. Zudem werde die tatsächliche Schlafdauer unterschätzt - kurze Nickerchen tagsüber und Ausschlafen am Wochenende sind nämlich nicht eingerechnet. Personen mit chronischen Schlafproblemen («Insomnia») seien sodann oft depressiv oder litten an einer anderen Krankheit. Aus diesem Grund seien diese Patienten aber oft auf Schlafmittel angewiesen, deren Einnahme in der Studie mit einer erhöhten Mortalität einhergehe. Weiter seien Anfang der achtziger Jahre, zum Zeitpunkt der Befragung, ganz andere Substanzen als Schlafmittel zum Einsatz gekommen als heute.

Die Sleep Foundation ihrerseits betont die potenziell gefährlichen Aspekte des chronischen Schlafmangels. Auf Grund der Resultate ihrer eigenen Umfrage unter 1000 erwachsenen Personen schliefen nämlich ein Viertel der Erwachsenen in den USA - rund 47 Millionen Personen - zu wenig. Dadurch habe sich deren Verhalten grundlegend verändert - Übergewicht und Aggressivität im Strassenverkehr seien nur zwei Beispiele, die auf einen chronischen Schlafmangel zurückzuführen seien.

Quelle: Arch Gen Psychiatry 59, 131-136, 137/138 (2002), www.sleepfoundation.org.

Neue Zürcher Zeitung, Ressort Forschung und Technik, 15.Mai 2002, Nr.110, Seite 74

Bereich: Forschung SchlafSponsor: Nachtaktivbearbeitet von: merlin